Ein sehr empathischer Bericht von Ursula zum Helfereinsatz Anfang März 2022. Sie half beim Helfer-Shuttle Eltmann im Ahrtal in Kreuzberg. Und macht klar, wie wichtig weiterhin Freiwillige im Ahrtal sind. Hier lesen Sie ihre Eindrücke aus dem Ahrtal.
Noch nie war ich im Ahrtal gewesen, und dann eben das erste Mal 9 Monate nach der schrecklichen Flutkatastrophe im Sommer 2021. Vom 03.03.22 bis zum 06.03.22 war ich mit dem Helfer-Shuttle- Eltmann unterwegs, um in diesem großartigen Team von 88 Leuten bei einem Stück Wiederaufbau mitzuhelfen.
Was ich dann in dem Überflutungsgebiet gesehen habe, hat mich total überrascht. Nie hätte ich erwartet, dass die Zustände dort immer noch so verheerend sind. Mir kamen manche Gebiete vor wie Nachkriegslandschaften: verlassene ruinierte Häuser, Häusergerippe, eingestürzte Brücken, abgerissene Straßen, ruinierte Geschäfte und Betriebe und viele ausgestorbene Hotels.
Die Schönheit liegt verdeckt und brach
Was muss das eine schöne Gegend gewesen sein, auch um Urlaube zu machen und das Leben zu genießen. Eine Weingegend mit urigen Dörfern, Fachwerkhäusern und sicher einer gepflegten Lebenslust. Jetzt liegt fast alles brach und es ist so, dass sich das ganze Gebiet wie in einer Lähmung befindet. Viele Menschen wirken bedrückt und irgendwie immer noch wie unter Schock. Sie leben teilweise in Notunterkünften und manche versorgen sich an Essensstationen, den sogenannten Helferpoints, wo auch Helfer täglich versorgt werden. Und sie sind dankbar für jede Hilfe, auf die sie auch wirklich angewiesen sind.
Für Hilfe dankbar
Das war auch unser Anliegen: helfen, anpacken, auch trösten und Mut machen. Dabei hat die Truppe alles gegeben und sich nicht geschont.
Ich wurde einem Team von 5 Mann und einer Frau(ich) zugeteilt, die aus einem Schreinermeister, einem Maler und Lackierer, einem Ingenieur, einem ehemaligen Bauhofleiter, einem in erster Ausbildung gelernten Schreiner und einer Psychotherapeutin bestand.
Überflutet bis zum ersten Stock
Wir wurden zu einem Haus geschickt, dessen unteres Stockwerk überflutet war und dementsprechend beschädigt wurde. In die Familie war nicht nur die Flut eingebrochen, sondern nach der Katastrophe noch ein Todesfall und eine sehr schwere Erkrankung. Sie konnten wirklich jede Hilfe gebrauchen und ganz sicher auch das Wissen, nicht vergessen zu werden. Hier sind Menschen gekommen, um zu helfen, dass das Leben wieder besser und hoffnungsvoller weitergeht.
Wir verlegten gemeinsam Laminat
Unser Auftrag war, in die unteren Räume des Hauses und in den Flur einen Laminatboden zu verlegen. Wie gut, dass unser Schreinermeister uns so kompetent eingewiesen hat, so dass wir wirklich zügig und mit ganz viel Spaß und Schmackes vorankamen und schon nach 2 Tagen den Boden verlegt hatten. Wir hatten Kanthölzer zu befestigen und auszurichten, Trockenschüttung einzubauen, Pressplatten zu montieren, Sockelleisten anzubringen und Wände zu streichen. Jetzt müssen nur noch die bestellten Türen in die Wohnung eingebaut werden, dann ist die Wohnung bezugsfertig.
Der letzte Tag und die Gedanken der Rückreise
Am letzten Tag wurden wir noch für verschiedene, kleinere Arbeiten eingeteilt und waren gegen Mittag fertig.
Als wir dann nach Hause zurückfuhren, waren wir voll von Eindrücken und haben dem Erlebten nachgehangen und darüber ausgetauscht. Wir waren aufgewühlt, aber auch glücklich und voll mit Erlebnissen. Ziemlich schnell kam uns der Gedanke, dass wir das nächste Mal wieder dabei sein und mit dieser super Helfertruppe wieder anpacken wollen. Und uns kam auch der Gedanke, wie gut es ist, in warme und sichere Häuser und Wohnungen zurückkehren zu können.
Es bewegt und weckt die Erinnerung
Wieder in meiner Welt angekommen, hatte ich einiges zu verdauen und habe vielen Leuten von meinen Erlebnissen erzählt. Und irgendwie bewegt es jeden wieder neu, der davon hört. Denn das Ahrtal war/ist in den meisten Köpfen schon wieder vergessen.
Danke an:
Danke an das Team in Kreuzberg vom Helfer-Shuttle Eltmann. Namentlich Harald, Marco, Ralf, Albert und Ursula. Jeder Helfer ist ein Engel.